Zahnmedizin etwas geschichtlich betrachtet
Die heutige Ansicht, dass eine schlechte Mundhygiene für Karies und Zahnfleischbluten verantwortlich ist, muss doch irgendwo seinen Ursprung haben. 😉 Schauen wir doch mal…
Eine der ersten Erwähnungen, dass eine Art Zahnpasta (Zahnpulver) für die Gesundheitsprävention genutzt wurde, findet sich im berühmten ägyptischen Papyrus Ebers, einer der ältesten medizinischen überlieferten Texte der Menschheit überhaupt.
Auch Hippokrates ca. 350 v.u. Z. widmete sich schon dem Thema Mundhygiene für saubere Zähne und einem «süssen Mundgeruch».
In den Geschichtsbüchern des Mittelalters sucht man jedoch vergebens nach bewährten Hausmittelchen, wenn es um die Thematik Mundhygiene geht. Erst in einem Buch mit dem Titel «Die Zene Artzney» eines unbekannten Autors aus dem Jahre 1530 kann nachgelesen werden, dass den Mund mit gebranntem Kalk und Essig zu spülen, doch gut für die Mundgesundheit sein soll.
Zucker und süsse Lebensmittel waren im 16.Jahrhundert sehr rar. Deshalb galt es in niedrigen Bevölkerungsschichten auch als schick, sich die Zähne schwarz zu färben, um Reichtum vorzugaukeln, denn nur vermögende Leute konnten sich Süssigkeiten, sprich Zucker leisten.
Wie sich die Zeiten doch ändern. Sind doch heute «weisse Zähne» ein Zeichen von Wohlstand und gleichzeitig auch Gesundheit. 😉
Erst in der Renaissance, wo sich die Wirtschaft und die technischen Möglichkeiten rasant weiterentwickelten, wurde dem Übeltäter «Zahnbelag» durch einige Forscher endlich mehr Beachtung geschenkt.
Im Jahre 1638 hat der holländische Naturforscher Antoni van Leeuwenhoek, durch sein Schaffen mit dem Mikroskop von Bakterien im ganzen Mundbereich gesprochen und davon, dass sein Zahnfleisch nicht blute, wenn der Mund regelmässig gut gereinigt wird.
Trotz dieser Erkenntnisse waren die folgenden Jahre zahngesundheitstechnisch doch sehr desaströs. Die Mundgesundheit des Sonnenkönigs Ludwig der XIV. (1638 – 1715). z.B. liess sehr zu wünschen übrig. Die Überlieferung besagt, dass fast jeder seiner Zähne kariös war und sein Hofzahnarzt lediglich das Behandlungskonzept mit der Zange kannte. Sein Kiefer wurde bei einer solchen Extraktion mal so stark gebrochen, dass fortan eine übelriechende Fistel zurückblieb, durch diese stets eitriges Sekret abfloss. Zudem lief ihm beim Trinken die Flüssigkeit durch den löchrigen Oberkiefer wieder aus der Nase raus. Wie schmerzlich und traurig für ihn, so grauslig zugleich für seinen Hofstaat!
Lange war man sich des Zusammenhanges von Mundgesundheit, Ernährung und Mundhygiene gar nicht bewusst. Es galt die Annahme, dass der Zahnbefall etwas völlig Normales sei und man damit zu leben habe.
Erst durch den amerikanischen Zahnarzt Willoughby Dayton Miller kam im Jahre 1882 der wissenschaftliche Durchbruch in der Zahnmedizin.
Sein Hauptwerk «The Microorganisms of the Human Mouth» erschien 1890 und stellte die bahnbrechende und bis heute gültige Theorie auf, wonach Bakterien der Mundflora Kohlenhydrate zu Säuren abbauen, die ihrerseits den Zahnschmelz entkalken, anschließend können Bakterien in den Zahn eindringen und das Dentin zerstören. Damit stellte er die zahnmedizinische Forschung auf eine solide biologische Basis. Alle wissenschaftlichen Arbeiten im Bereich der Kariesprophylaxe stützen sich seither auf Millers Forschungsarbeit.
Danach kam erstmals eine Zahnpasta, die Desinfizienzien enthielt auf den Markt.
Heute sind Zahnbürste und Zahnpasta als Basis-Werkzeuge in unserer Gesundheit Prävention für die tägliche körperliche Mundhygiene gar nicht mehr wegzudenken. Und dies ist auch gut so, denn statt Zucker in der Ernährung durch das Ausschlussverfahren einfach wegzulassen, als dieser Zusammenhang erkannt wurde, hat das «weisse Gold», sprich Zucker in der heutigen modernen Welt durch die damalige Industrialisierung Einzug in alle gesellschaftlichen Schichten gefunden.
Quellenangaben:
- Willoughby D. Miller – Wikipedia
- Aus dem Buch «Die Ernährungszahnbürste» von PD Dr. Johan Wölber /PD Dr. Christian Tennert – «Unimedica»-Verlag 2021 erschienen